Selbstbestimmt bis zum Schluss: Pflegekongress der FDP Oberallgäu in Sonthofen

Die Referenten des Pflegekongresses (v.l.n.r.): Stephan Thomae MdB (Rechtsanwalt und Bundestagsabgeordneter), Beryl Juma-Lauterbach (Pflegefachkraft), Mendy Bakker (Pflegefachkraft), Josef Mayr (Vorsitzender Hospizverein Kempten-Oberallgäu) und Michael Käser (Kreisvorsitzender FDP Oberallgäu)

Sonthofen – Der diesjährige Pflegekongress der FDP Oberallgäu, der unter dem Motto „Selbstbestimmt bis ans Lebensende“ stand, lockte zahlreiche Interessierte in das Atrium des Haus Oberallgäu. Die Veranstaltung widmete sich den wichtigen Fragen rund um Pflege, Palliativversorgung und Sterbehilfe, die vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft zunehmend an Relevanz gewinnen.

Beryl Juma-Lauterbach, erfahrene Pflegefachkraft, eröffnete den Kongress mit einem fundierten Einblick in die Grundlagen der palliativen Versorgung. Sie betonte, wie wichtig es sei, das individuelle Wohlergehen und die Bedürfnisse der Patienten in der letzten Lebensphase zu berücksichtigen. Ihre Ausführungen boten den Zuhörern eine wertvolle Einführung in die sensiblen und anspruchsvollen Aufgaben der palliativen Pflege.

Im Anschluss berichtete Josef Mayr, Vorsitzender des Hospizvereins Kempten-Oberallgäu, über die aktuelle Situation der Hospiz- und Palliativversorgung in der Region. Mayr zeigte sich stolz auf die dahingehenden Fortschritte und hob die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements hervor. Er dankte den zahlreichen Freiwilligen, die sich als Hospizhelferinnen und -helfer in der Sterbebegleitung engagieren, und den großzügigen Spendern, die den Neubau des Hospizes in Kempten möglich gemacht haben. Gleichzeitig warb Mayr dafür, sich weiterhin aktiv in diesem Bereich einzubringen, da die Unterstützung der Gemeinschaft entscheidend für eine würdevolle Begleitung am Lebensende sei.

Ein weiteres, äußerst interessantes Thema brachte Mendy Bakker, Pflegefachkraft aus den Niederlanden, in die Diskussion ein. Sie stellte das niederländische Modell der Sterbehilfe vor und schilderte aus ihrer eigenen beruflichen Praxis einen konkreten Fall, bei dem sie einen Patienten auf dessen Wunsch zum selbstbestimmten Lebensende begleitete. Bakkers Bericht stieß auf großes Interesse und löste zugleich eine intensive Debatte aus, da in Deutschland die Sterbehilfe nach wie vor ein rechtlich und ethisch komplexes Thema ist.

Den Abschluss bildete FDP-Bundestagsabgeordneter und Rechtsanwalt Stephan Thomae, der die Möglichkeiten zur rechtlichen Vorbereitung auf ein selbstbestimmtes Lebensende erläuterte. Thomae erklärte den Zuhörern die Bedeutung von Vorsorgevollmachten, Betreuungsvollmachten und Patientenverfügungen und unterstrich, wie wichtig es sei, diese Dokumente rechtzeitig und bewusst zu verfassen. Zugleich äußerte er Zweifel, dass in Deutschland eine Regelung zur Sterbehilfe ähnlich dem niederländischen Modell eingeführt werde. Allerdings betonte er, dass das Bundesverfassungsgericht die Regierung dazu aufgefordert habe, eine klare Regelung der Sterbehilfe zu schaffen, die die Selbstbestimmung der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt.

Einigkeit herrschte unter den Referenten darüber, dass in der Pflege am Lebensende stets die Wünsche und Bedürfnisse des Betroffenen an erster Stelle stehen sollten, nicht die Vorstellungen der Ärzte oder Angehörigen. Diese Haltung wurde auch von den Zuhörern sehr begrüßt und führte zu einer lebhaften Diskussion, die zeigte, wie hoch das Interesse an einer selbstbestimmten Lebensgestaltung bis ans Lebensende in der Bevölkerung ist.

Der Pflegekongress der FDP Oberallgäu bot so einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und ethischen Fragestellungen rund um das Thema Lebensende und zeigte auf, wie wichtig es ist, diesen Lebensabschnitt nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können.